Hochzeitstag

Du schreibst oben, ihr hättet euch "auseinanderentwickelt". Andererseits schreibst du Dinge über ihn, die eher darauf hindeuten, dass er grundsätzlich ganz anders tickt als du und dir da einfach sehr viel fehlt. Manchmal merkt frau das erst im Laufe der Zeit oder braucht eine Weile, bis sie sich eingestehen kann, dass das so ist. Du hast jetzt einerseits die Möglichkeit, selbst nett zu dir zu sein (und dich damit abzufinden, dass du dich mit deinem Mann einsam fühlst, weil du die Nettigkeit ja eigentlich von ihm willst, und natürlich gibt es auch Männer da draußen, die das geben könnten), oder du kannst dir überlegen, was dich wirklich noch bei ihm hält. Du schreibst oben, du hättest dich im Laufe der Jahre emotional von ihm entfremdet, und jetzt schreibst du wieder, vielleicht hättest du auch nur zu hohe Erwartungen an den 10. Hochzeitstag gestellt. Das ist widersprüchlich, und auch wenn du dir jetzt sagst: "Ach, ist vielleicht halb so wild", wird die Unzufriedenheit wieder durchkommen, wenn ihr nicht wirklich etwas ändert. Und diese Änderung kann nur von dir ausgehen, weil du die Unglückliche bist.

Liebst du ihn denn noch? Wenn du dir vorstellst, er wäre morgen nicht mehr da (unabhängig von den praktischen oder finanziellen Problemen, die das mit sich bringen würde und wie es für die Kinder wäre) - würdest du ihn und seine Art vermissen? Kannst du dir also vorstellen, ihn dafür zu gewinnen (was vielleicht bei einem sehr rationalen Menschen mühsam wird), mit dir eine Eheberatung zu machen? Wärst du selbst dazu bereit?

Sei vor allem ehrlich mit dir selbst, auch wenn dir möglicherweise die Vorstellung (noch) Angst macht, dass du vielleicht den verkehrten Menschen an deiner Seite sitzen hast.